1819

Als erste Sparkasse der österreichischen Monarchie wurde in Wien-Leopoldstadt die Erste österreichische Spar-Casse, das Vorgängerinstitut der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen, gegründet. Sie sollte als Gegengewicht gegen die Bankhäuser eine Präventiveinrichtung gegen die Verarmung der Bevölkerung und ein Instrument der Vermögensbildung der erwerbstätigen Bevölkerung sein.

1820 - 1830

Die ersten Sparkassen waren Vereinssparkassen und wurden von sogenannten „Menschenfreunden" gegründet, das waren vor allem Adelige, Geistliche, hohe Verwaltungsbeamte, aber auch Ärzte, Apotheker oder Berufsvertretungen. Die Erste initiierte weitere Sparkassengründungen nicht nur in Österreich, sondern auch in den Kronländern der Monarchie. Sparkassen waren bis in die 1850er Jahre in den Kronländern neben den Bankiers die einzigen Kreditinstitute.

1819

1831 - 1840

Zwischen 1827 und 1843 gab es in der Monarchie insgesamt 45 Zweigstellen als sogenannte „Kommanditen" der Ersten, aus denen sich viele neue Sparkassen entwickelten. Außerdem gründete die Erste mit der „Allgemeinen Versorgungsanstalt" eine Altersvorsorgeeinrichtung für alle Kronländer. Die Obergrenze der Spareinlagen war limitiert, für höhere Einlagen gab es geringere Zinssätze als für kleinere Einlagen.

1841 - 1850

Im Jahr 1844 wurde das „Sparkassen-Regulativ" für die Bildung, Einrichtung und Überwachung von Sparkassen erlassen, das im Wesentlichen bis 1979 die gültige Rechtsgrundlage für die Organisation der Sparkassen war. Erst aufgrund dieses Regulativs konnten auch Gemeinden Sparkassen gründen. Allerdings konnten sich erst ab dem Jahr 1849 politische Gemeinden konstituieren.

1819

1851 - 1860

Die ersten Gemeindesparkassen wurden ab 1853 gegründet, ab 1856 gab es in jedem heutigen Bundesland zumindest eine Sparkasse. Sparkassen durften nur jene Bankgeschäfte ausüben, die ihnen der Staat erlaubte, im wesentlichen waren das das Spargeschäft sowie das Hypothekar- und Lombardgeschäft. Probleme ergaben sie vor allem bei Ausbruch von Kriegen, weil kurzfristig hohe Summen abgehoben wurden.

1861 - 1870

1866 begann der Gründungsboom der Sparkassen, in den zwei Jahrzehnten bis 1874 wurden im heutigen Österreich 71 Gemeinde (Bezirks)- sowie 19 Vereinssparkassen gegründet. Damit konnte man auch auf den durch die Aufhebung des Feudalsystems und die Liberalisierung der Gewerbeordnungen gestiegenen Kapitalbedarf u. a. für Grundbefreiungen reagieren. Die Sparkassen wurden dadurch ein wirtschaftlicher Entwicklungsmotor der Monarchie, insbesondere des Bürgertums und der Klein- und Mittelbetriebe.

1871 - 1880

1872 wurde die Beschränkung der Sparkassen auf „minderbemittelte Klassen" und die Zinsendegression aufgehoben, sie wurden nun „Geldanstalten humanitären Charakters“, die mit allen Bevölkerungsschichten Geschäfte abschließen konnten. Die Sparkassen fungierten de facto schon längere Zeit als Geldinstitut des Bürgertums und des niederen Adels. In der Folge des Börsenkraches von 1873 kam es zu einer großen Krise in der Kreditwirtschaft, die die Sparkassen kaum berührte.

1881 - 1890

Mit der Gründung des k. k. Postsparkassenamtes im Jahr 1883 und den Genossenschaftsbanken gab es auch in den ländlichen Gebieten erstmals Mitbewerber in einem allerdings stark wachsenden Markt. Die Spenden- und Bauförderungstätigkeit der Sparkassen erreichte dank der guten Gewinnsituation einen Höhepunkt. Viele öffentliche Gebäude der Gründerzeit gehen auf Stiftungen der Sparkassen zurück.  Als neuer Geschäftsbereich wurde das Depotgeschäft eingeführt.

1891 - 1900

Im Jahr 1899 entstand in Niederösterreich der erste Regionalverband, dem bis 1905 Verbände in allen anderen Kronländern folgten. 1897 wurde die „Deutsche Kreditgenossenschaft für Böhmen" als erste Zentralbank für Sparkassen (vorerst auch für Genossenschaften) gegründet. Diese wurde 1901 in die „Centralbank der deutschen Sparkassen" umgewandelt, die ihren Sitz in Prag hatte, und als Spitzeninstitut für den Liquidätsausgleich und zur Mitfinanzierung größerer Kreditvorhaben. Sie verlegte 1916 ihren Sitz nach Wien.

1901 - 1914

1905 wurde in Wien der „Reichsverband Deutscher Sparkassen in Österreich" als gesamtösterreichische Interessenvertretung gegründet, aus ihm ging der heutige Österreichische Sparkassenverband hervor. Der Reichsverband gab ab 1906 die „Deutsche Sparkassen-Zeitung" als Vorgängerin der Österreichischen Sparkassenzeitung heraus. Die Mittelverwendungsseite der Sparkassen war nach wie vor streng sicherheitsorientiert: 55 % der Bilanzsumme wurden in Hypothekar-Darlehen veranlagt,  24 % in staatlichen Wertpapieren.

1914 - 1918

Mit dem Beginn des ersten Weltkriegs endete die Gründungswelle der Sparkassen, die in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts den Höhepunkt erreicht hatte. 1918 bestanden in der österreichischen Reichshälfte 695 Sparkassen, auf dem Gebiet des heutigen Österreichs 211 Sparkassen. Mit den Kriegsanleihen wurde auch der kleine Sparer erstmals in das Wertpapiergeschäft einbezogen, die Sparkassen durften erstmals als Zeichnungsstellen für diese nach dem Krieg wertlose Anleihen fungieren.

1919 - 1924

Die Sparkassen und Banken mussten nach Kriegsende unpopuläre staatliche Maßnahmen (vor allem den Banknotenumtausch nach Kriegsende und kurzfristig auch den Legitimationszwang beim Spargeschäft) unterstützen, was das Vertrauen der Bevölkerung in die Kreditwirtschaft stark belastete. Den Sparkassen wurde 1921 erstmals das  Effekten-, Devisen- und Valutengeschäft sowie das kurzfristige Ausleihungsgeschäft (Betriebsmittelkredit und Pfanddarlehen) erlaubt, wodurch sie die Krise der Nachkriegszeit überstehen konnten.

1925 - 1930

Die Einführung des Schilling und die Konsolidierung der Währung 1925 führten zu einer großen Konkurswelle von Banken, die großteils von Spekulationen gelebt hatten. Allein in Wien ging fast die Hälfte der Banken in Konkurs. In den Jahren bis 1930 erfolgte hingegen eine kurze wirtschaftliche Blütezeit der Sparkassen. 1925 wurde der Weltspartag von den Sparkassen eingeführt. 1926 wurde die Centralbank der Sparkassen liquidiert, das neue Spitzeninstitut, die Girozentrale wurde erst 1938 gegründet.

1931 - 1937

Die kurze Blütezeit der Sparkassen und der gesamten Kreditwirtschaft fand mit dem „Schwarzen Freitag“ in New York und seinen Folgen für die österreichische Wirtschaft ein jähes Ende. Die Bankenkrise nach 1931 führte zu ernsten Liquiditätsproblemen vor allem bei den größeren Sparkassen, die der Staat durch Eingriffe in die Sparkassen-Autonomie (Reduzierung der Gehälter, Verbot von Kreditvergaben) zu lösen versuchte. Weitere Eingriffe in die Sparkassenautonomie brachten die politischen Umwälzungen ab 1934.

1938 - 1945

Obwohl die Sparkassen nach 1934 ins deutschnationale Lager wechselten, wurden nach dem März 1938 noch viele Führungskräfte und sonstige Mitarbeiter aus politischen Gründen ihres Postens enthoben. Die Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich brachte grundlegende Änderungen für die österreichische Sparkassenorganisation und das Sparkassenrecht. Besonders die größeren Institute wurden in diesen Jahren durch den Nationalsozialismus instrumentalisiert.

1945 - 1950

Die Wiederaufnahme des Sparkassengeschäfts ab Juli 1945 verlief unter schwierigsten Bedingungen: Viele Sparkassengebäude erlitten Bombenschäden, die Besatzungszonen und die fehlenden Transportmittel verhinderten monatelang den überregionalen Kontakt zwischen den Sparkassen.  Die Sparkassen mussten wie 1919 die staatliche Wirtschafts- und Währungspolitik unterstützen, besonders bei der staatlichen Kreditlenkung und beim 1947 erlassenen Währungsschutzgesetz.

1951 - 1960

Nach der Währungsstabilisierung 1952 begann eine neue Blütezeit des Sparkassenwesens mit extrem hohen Zuwachsraten, allerdings auch unter starken staatlichen Restriktionen zur Inflationsbekämpfung, vor allem durch die Kreditkontrollabkommen. Erstmals gab es 1952 wieder einen Weltspartag und der Staat unterstützte ab 1954 das Schulsparen. 1955 konnten die Sparkassen durch das Rekonstruktionsgesetz und das Schillingbilanz-Eröffnungsgesetz erstmals seit dem Ende des 2. Weltkriegs wieder ordentliche Bilanzen legen.

1961 - 1970

Diese zehn Jahre waren das Jahrzehnt der neuen Geschäftsfelder. Die Sparkassen forcierten den privaten Spargiroverkehr.  Die ersten Wertpapiere, zuerst Anleihen, dann auch Investmentfonds, wurden verkauft, im Ausleihungsgeschäft gab es nicht nur zahlreiche Aktionskredite mit staatlichen Förderungen, sondern auch die Einführung der Privat-Kleinkredite. Mit der ersten Gründerwelle von Tochterfirmen (Spardat, Sparinvest, IMMORENT) begann das Allfinanz-Konzept des Sparkassensektors.

1971 - 1980

Nach jahrelanger Vorbereitung waren das Kreditwesengesetz 1979 (KWG) und das Sparkassengesetz Meilensteine in der Sparkassengeschichte: Schwerpunkte des KWG waren die Umwandlung aller Kreditinstitute in Universalbanken, die Autonomie der Zinsgestaltung, die endgültige Filialfreigabe und die Verstärkung des Gläubiger- und Konsumentenschutzes. Im Sparkassengesetz 1979 wurde die Rechtsstellung der Sparkassen neu definiert, statt der ehrenamtlich tätigen Sparkassenleiter gab es eine kollegiale Vorstandsverfassung mit mindestens zwei hauptberuflichen Vorstandsdirektoren. Das Regionalitätsprinzip fiel weg, die Sparkassen wurden aufgabenmäßig mit den anderen Kreditinstituten gleichgestellt. Das Zweigstellennetz verdoppelte sich in diesen zehn Jahren auf 955, die beiden Wiener Institute gingen mit Filialen in alle Bundesländer.

1981 - 1990

In diesem Jahrzehnt kam es zu umfangreichen Veränderungen in der Sparkassen-Geschäftspolitik auf Grund des KWG 1979. Das Beteiligungsverbot fiel und es kam ab 1985 zur zweiten Gründerwelle der Allfinanz- bzw. Verbundpartner: mit dem s Realservice, der s Versicherung, den Immobilienanlagengesellschaften und den Pensionskassen konnten alle Finanzdienstleistungen am Sparkassenschalter angeboten werden. Als weitere Folge des KWG kam es zur ersten großen Fusionswelle im Sparkassensektor, zwischen 1979 und 1983 wurden 34 Sparkassen ausnahmslos mit anderen Sparkassen verschmolzen. 1983 gab es nur mehr 128 Sparkassen. Durch grundlegende Reformen des Sparkassengesetzes wurde die historische Rechtsform der Sparkasse geöffnet. Vorerst erfolgte die Möglichkeit der Begebung von Partizipations- und Ergänzungskapital, ab 1986 konnten die Sparkassen ihren bankwirtschaftlichen Betrieb in eine Sparkassen-Aktiengesellschaft einbringen. Die eigentümerlose Sparkasse blieb als Anteilsverwaltungs-Sparkasse (AVS) bestehen. Schließlich erreichte die Automation des Sparkassengeschäfts den ersten Höhepunkt. Die Selbstbedienungszonen mit Kontoauszugsdrucker und Geldausgabeautomaten ermöglichten viele  Bankgeschäfte auch außerhalb der Öffnungszeiten.

1991 - 2000

In diesem Jahrzehnt erfolgte eine Strukturreform des Sparkassensektors und damit des gesamten Kreditwesens in Österreich sowie die Anpassung des österreichischen Bankrechts an das EU-Recht. Ab 1990 erfolgten einige Fusionen großer Banken in den Sparkassensektor. Die Zentralsparkasse fusionierte mit der Länderbank 1990 zur Bank Austria AG und erwarb 1997 die Mehrheit an der Creditanstalt. 1992 kam das ÖCI zur GiroCredit, die wieder 1994 von der Anteilsverwaltung Zentralsparkasse erworben und 1997 an die Erste weiterverkauft wurde. Durch Fusion vereinigten sich Erste und GiroCredit zur neuen Leadbank „Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG". Damit wurde nach einigen misslungenen Strukturmaßnahmen eine neue Sektorverfassung im Sparkassensektor geschaffen. Die Bank Austria verließ in der Folge schrittweise den Sektor. Die Erste Bank und die übrigen Sparkassen traten seit 1997 als Sparkassengruppe mit einer gemeinsamen Marketinglinie und zunehmend gleichen Finanzdienstleistungen auf. Die Sparkassen vereinbarten eine rentabilitätsorientierte neue Arbeitsteilung nach dem Prinzip „Zentrale Produktion – dezentraler Vertrieb". Schließlich übergab die Erste ihre Bundesländerfilialen und damit auch die in den Jahren zuvor fusionierten regionalen Sparkassen zumeist im Tausch gegen Aktienanteile an Landeshauptstadtsparkassen und größere regionale Institute.

Als Folge der zwei Fusionswellen kam es in den fünf Jahre ab 1989 zur Verringerung der Sparkassenzahl um 50 Institute auf 74 (1994). Der EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1996 erforderte die Übernahme des EU-Bankenrechts (Kapitaladäquanz-, Solvabilitäts- und Großkreditregelungen) im Rahmen einer umfangreichen Novelle des Bankwesengesetzes. 

2001 - 2010

Seit der Öffnung der ehemals kommunistischen Länder Zentral- und Osteuropas investierten die Sparkassen, allen voran die Erste Bank,  hohe Summen in diesem erweiterten Heimmarkt. Höhepunkte dieser Expansion waren der Kauf der Česká spořitelna (2000),der Slovenská sporitel'ňa (2001) und der Banca Comerciala Romana (2005) durch die Erste Bank. Auch in Slowenien, Ungarn, Kroatien, Mazedonien und Serbien entstanden Sparkassen-Tochterbanken, an denen auch regionale Sparkassen beteiligt sind. Im Jahr 2001 wurde mit dem Abschluss des Haftungsverbundes ein Meilenstein in der Kooperation innerhalb der Sparkassengruppe gesetzt. Nach einem langen Rechtsstreit trat im Juni 2008 ein Kooperations- und Haftungsverbund Neu in Kraft.

Nach der EDV-Umstellung auf das neue Jahrtausend wurde mit der Einführung des Euro im Jahr 2002 das zweite Großprojekt der jüngsten Sparkassengeschichte erfolgreich abgeschlossen. Mit Basel II und der Umsetzung des europäischen Zahlungsraum SEPA wurden weitere Großprojekte erfolgreich umgesetzt. Ab 2003 gab es erstmals eine gemeinsame EDV-Plattform für alle Sparkassen.

Die Ereignisse des 11. September 2001 brachten eine Änderung des Anlegerverhaltens zugunsten der risikoärmeren Veranlagungsformen ("Renaissance des Sparbuchs"). Die Jahre 2004 bis 2007 ließen die Anleger zwar wieder weitgehend in das Wertpapiergeschäft zurückkehren, die schwere Finanzkrise des Jahres 2008 werteten abermals das Sparbuch und die sicheren Sparformen auf.

2008 kam es zur Spaltung der Erste Group und der Erste Bank Oesterreich, wobei die Erste Group als Holding der Tochterbanken in Österreich und in den zentral- und osteuropäischen Ländern mit mehr als 16 Mio. Kunden fungiert. Die Erste Bank Oesterreich wurde das Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen. Neben ihr gab es Die Zweite Sparkasse und 52 (2016: 46) Regionalsparkassen, von denen 40 ihren Geschäftsbetrieb in eine Bankaktiengesellschaft eingebrachten. Die ursprünglichen Sparkassen blieben als Anteilsverwaltungssparkassen bestehen, die ab 1999 in 34 Fällen in Stiftungen umgewandelt wurden.

ab 2010

Mit dem Start der Banking-Plattform „George“ wurden 2015 in Österreich neue Maßstäbe gesetzt. George versteht sich als mitdenkendes und ständig wachsendes „Öko System“, als eine intelligente und flexible Banking-Persönlichkeit, die sich mit individuell kombinierbaren Elementen an ihre Kundinnen und Kunden anpasst.

2016 ist der Erste Campus das neue Headquarter für die Erste Group. Er vereint mehr als 20 frühere Standorte, die über ganz Wien verteilt waren, am Areal des ehemaligen Südbahnhofs.

Der Erste Financial Life Park (FLiP) wird im Herbst 2016 am Erste Campus eröffnet. Damit wurde eine einzigartige Einrichtung zur Finanzbildung für Kinder und Jugendliche zur innovativen Vermittlung von Finanzwissen geschaffen. Um auch Schülerinnen und Schüler außerhalb von Wien zu erreichen, rollt 2019 der FLiP2Go-Bus durch ganz Österreich.