Sparkassen-Generalsekretär Michael Ikrath: „Kapitalmarktunion muss das Finanzierungs-Rad nicht neu erfinden!“

Der Österreichische Sparkassenverband begrüßt den heutigen Bericht des EU-Parlaments zur Kapitalmarktunion. „Wir freuen uns, dass der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments die Bedeutung der europäischen Banken bei der Finanzierung der Wirtschaft ausdrücklich anerkennt und betont“, so Michael Ikrath, Generalsekretär des Österreichischen Sparkassenverbandes. 

Die Kapitalmarktunion soll die Rolle der Kapitalmärkte für die Finanzierung der Realwirtschaft stärken. Eine Initiative, der die österreichische Sparkassengruppe prinzipiell offen gegenübersteht, solange nicht der Ersatz der bewährten Kreditfinanzierung für die kleinen und mittleren Unternehmen durch spekulative Kapitalmarktinstrumente nach US-amerikanischen Vorbild beabsichtigt ist.

Jegliche neuen Finanzierungsmodelle bzw. deren Anbieter müssen, um eine Wettbewerbsverzerrung zu verhindern, denselben strengen Regulierungsanforderungen unterworfen werden, wie sie für die bestehenden Kreditinstitute gelten. Die EU-Kommission kritisiert Banken für die Verminderung ihrer Kreditvergabevolumens, ignoriert aber im Stil einer „Self-Fullfilling-Prophecy“, dass gerade die von der Kommission forcierten und überschießenden Regulierungen der Kundenbanken - wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken – einen wesentlichen Grund für die Erschwerung der Kreditfinanzierung und möglicher künftiger Kreditklemmen darstellen. Für Michael Ikrath müssen daher „die bestehenden Regulierungen radikal reformiert werden und die Funktion dezentraler Strukturen der Kreditwirtschaft als ausgeprägter Vorteil wieder anerkannt werden. Die Sparkassen leisten ihren Beitrag: Als regional verwurzelte Kundenbanken dienen sie der Volkswirtschaft, in dem sie Kredite vergeben sowie Einlagen und Vermögen solide verwalten. Damit leisten sie einen nachhaltigen Beitrag zu Wirtschaftswachstum und der Sicherung und Vermehrung von Arbeitsplätzen. Die traditionelle Kreditfinanzierung über Banken ist ein in Europa über Jahrzehnte bewährtes Instrument, das Rad muss somit nicht neu erfunden werden“, betont Ikrath.

Eine schleichende Umwandlung des europäischen Finanzmarkts nach US-amerikanischem Vorbild, wie von der EU-Kommission unterstützt, birgt enorme Risiken für mittelständische Unternehmen, die österreichische Wirtschaftsstabilität und das Wachstum. Dass in Europa KMUs und öffentliche Haushalte nicht wie im US-amerikanischen System auf die Finanzierung über die Kapitalmärkte angewiesen sind, stellt eine der großen Stärken der europäischen Volkswirtschaften dar. „Auf dem Weg zu einer Europäischen Kapitalmarktunion dürfen wir die krisenbewährten europäischen Strukturen nicht leichtfertig preisgeben. Denn: gerade die Vielfalt der Geschäftsmodelle in Europas Bankenlandschaft hat sich in der Finanzkrise bewährt und stabilisierend gewirkt“, so Ikrath abschließend.